Lebensraum- und Artenvielfalt im Siedlungsraum – konkret!
Das Potenzial im Siedlungsraum für die Förderung der Artenvielfalt ist unter Naturschutzfachleuten unbestritten. Es wird aber von Privaten wie von Behördenseite noch wenig genutzt. Durch Sensibilisierungsaktionen entsteht jedoch in der breiten Bevölkerung zunehmend der Wunsch, etwas für die Natur zu tun. Viele wissen aber nicht wie und was. Es braucht deshalb einen Anschub, Ideen und Unterstützung. Dabei helfen Vorträge, Exkursionen, Workshops, Beratungsangebote oder Artikel in der Lokalpresse. Die öffentliche Hand braucht allenfalls Impulse für die ökologische Böschungspflege und die der Kommunal- und Restflächen im Siedlungsraum, vom Flachdach des Werkhofs über die Umgebungsgestaltung von Gemeindehaus und Schulanlagen bis zu Blumenwiesen anstatt Rasen auf dem Friedhof. Der Siedlungsraum bietet unzählige Nischen für Insekten, Vögel, Reptilien, Amphibien und Kleinsäuger. Chancen liegen darin, Fallen zu entschärfen, Lebensraumelemente aufzuwerten, zu vernetzen und Bauprojekte gleich von Anfang an auf Biodiversitätsförderung auszurichten. Im Internet und in einschlägigen Büchern gibt es Ideen zu Hauf. Let‘s go!
Konkrete Aktionen im Vordergrund
Und: Gemeinsam lässt sich noch viel mehr bewegen. Deshalb haben in Herzogenbuchsee fünf Organisationen zusammengespannt und 2019 eine «IG Biodiversität» gegründet. Ein einfacher Zusammenschluss mit vorläufig flachen Strukturen: dazu gehört, wer sich dazu zählt und die Ziele unterstützt. Der Anstoss kam durch den Vortrag «Insektensterben verhindern». Die Organisatoren des Anlasses wurden richtiggehend überrannt, so hatte das Thema eingeschlagen. Dies zeigt, dass viele aufgewacht sind. Die IG ist ein Zusammenschluss engagierter BürgerInnen der Region Herzogenbuchsee, denen die Erhaltung einer naturnahen Landschaft und eines Siedlungsraums mit hoher Artenvielfalt ein Herzensanliegen ist.
Die Grundsätze sind:
– Wir setzen uns mit konkreten Massnahmen und Vorstössen für unsere Ziele ein,
– wir wollen die Freude an der Artenvielfalt mit andern teilen, und
– wir geben Wissen und Erfahrungen weiter, wie die Artenvielfalt erhalten und gefördert werden kann.
Die IG will eine breite Bewegung zu mehr Natur anstossen. Kein halbes Jahr nach der Gründung war schon die erste Hecke gepflanzt. Nein, nicht eine Hagenbuchenhecke in einer Gartenecke! Sondern zusammen mit der Burgergemeinde Herzogenbuchsee eine 200 m lange Hecke, die das kleine isolierte Wysshölzli wieder mit der Wildtierwanderroute durch den Oberwald verbindet. Die vereinzelt in der Allmend noch vorhandenen Feldhasen und Hermeline können sich wieder in Deckung von Wald zu Wald bewegen und in der Hecke Junge haben. Die Fledermäuse vom Dorf haben bald wieder eine Verbindung zum Jagdgebiet an den Waldrändern des Oberwalds.
Es war eine ausgezeichnete Zusammenarbeit mit dem Förster, unterstützt durch das Sponsoring des Fledermausvereins Bern. «Mir schänke nech e Hecke – weit dr eini?» Dieses Modell schlug gleich bei mehreren Landwirten der Region ein. Beim Gemeinderat wurde sodann der Antrag gestellt, die Grünpflege des Werkhofs auf ökologische Böschungspflege umzustellen. Bereits im Januar erfolgten dazu konkrete Gespräche.
Seit letztem Herbst erscheint in der «Buchsi Zytig» monatlich ein Beitrag mit Anregungen, wie sich die Artenvielfalt fördern lässt und mit Wissenswertem zu dem, was kreucht und fleucht, vom Ameisenlöwen bis zum Zaunkönig. Im März gibt es den nächsten Vortrag, diesmal zusammen mit der Gemeindebibliothek, zum Potenzial der Gärten für die Biodiversität.
Gefolgt von wöchentlichen Beratungsabenden zu Themen wie Wasser im Garten, insektengerechte Pflanzen und Kleinstrukturen. Angedacht sind zudem ein Workshop zum Bauen von Trockenmauern und eine Aktion «Fledermäuse bei mir zu Hause – Hilfe? Ja!».
Seid ihr auch dabei? Wer interessiert ist, melde sich bei Madeleine Gfeller
079/ 750 780 1
biodivers(at)quickline.ch
Christian Gnägi, Februar 2020