Martin Ziegelmüller
Martin Ziegelmüller, ein Maler, geboren 1935 in Graben bei Herzogenbuchsee. Bereits während seiner Kindheit und Schulzeit wurde von den Lehrern sein zeichnerisches Talent erkannt. Seinem frühen Entschluss, Kunstmaler zu werden, standen zuerst kaum überwindbare Hindernisse entgegen. Aufgrund seiner Herkunft aus einer einfachen, ländlichen Familie erschien der Beruf eines professionellen Künstlers für ihn unerreichbar. So erlernte er auf Druck seines Vaters zuerst den «Brotberuf» eines Bauzeichners. Während seiner Lehrzeit verfolgte er mit grosser Ausdauer und Hartnäckigkeit weiter seinen Plan Kunstmaler zu werden.
Auf der Suche nach einem Lehrer fragte er den berühmten, damals schon über 90 Jahre alten Maler Cuno Amiet, ob er ihn unterrichten wolle – er wolle unbedingt Maler werden, wäre allerdings nicht in der Lage etwas für den Unterricht zu bezahlen. Zu seiner Überraschung lud Amiet ihn ein, ihm einige seiner Bilder und Zeichnungen zu zeigen. In der Folge durfte er jeden zweiten Samstagnachmittag auf die Oschwand kommen und wurde dort vom alten Meister unterrichtet.
Vom Malermeister Fritz Hofer in Herzogenbuchsee erlernte er ausserdem in seiner Freizeit das Handwerk, Ölfarben herzustellen und zu verarbeiten – sehr wichtige und wertvolle Grundlagen für seine spätere Laufbahn als Kunstmaler.
1954, nach Abschluss der Lehrzeit, reiste er mit sehr wenig Geld nach Paris, wo er den Unterricht bei André Lhote besuchte. Mit seinem Studentenausweis konnte er einmal pro Woche gratis den Louvre besuchen, wo er stets den ganzen Tag lang die Werke der grossen Meister studierte.
Nach seiner Rückkehr folgten erste Ausstellungen und Bilderverkäufe in Herzogenbuchsee. Seinen Lebensunterhalt verdiente er in dieser Periode mit verschiedenen Hilfsarbeiten. Den erlernten Beruf des Bauzeichners sollte er jedoch nie mehr ausüben.
1957 Bezug seines ersten eigenen Ateliers in Vinelz am Bielersee, der Beginn eines langen, intensiven und schlussendlich sehr erfolgreichen Schaffens als Kunstmaler. Auf eine schwierige Anfangsperiode, die er mit der tatkräftigen Hilfe seiner Frau Ruth meistern konnte, folgten zahlreiche erfolgreiche Ausstellungen, so dass er den Unterhalt der Familie mit dem Verkauf seiner Werke sichern konnte.
Seine bevorzugte Technik ist bis heute die Ölmalerei auf der Basis des Handwerks, das er beim Malermeister Hofer erlernte. Er hat darüber hinaus auch zahlreiche Aquarelle geschaffen, die er teils als Entwürfe oder Vorlagen für seine grösseren Ölbilder verwendet. Ein ebenfalls beachtliches grafisches Werk, bestehend aus mehreren Zyklen von Radierungen, ergänzt sein Œuvre.
Ein zentrales Thema seines Schaffens ist die Auseinandersetzung mit Natur und Landschaft. Seine tief verwurzelte Naturverbundenheit geht zurück auf intensive Kindheits- und Jugenderlebnisse in den Hügeln, Matten und Wäldern des Oberaargaus. Sie kommt auch zum Ausdruck in seinem leidenschaftlichen Engagement für die Erhaltung letzter Reste von Wildnis in unseren Landschaften. Ein erster Zyklus von Städtebildern entstand in den Jahren 1973-1987. Später entwickelten sich daraus nächtliche Stadtlandschaften, die er als die «globale Stadt» bezeichnet. Er thematisiert damit die globalisierte Austauschbarkeit immer weiter ausufernder menschlicher Siedlungen, zum Teil in Verbindung mit apokalyptischen Visionen. Neben zahlreichen Portraits gibt es von ihm auch mehrere Zyklen aus der Arbeitswelt; von technisch industriellen Umgebungen bis hin zu Bildern aus einem medizinischen Operationssaal.
Zum Schluss soll hier noch auf sein beachtliches und sehr lesenswertes literarisches Werk verwiesen werden. Im Büchlein «Über die Matten gehn zur Zeit des Sauerampfers» lässt er den kleinen Hannes mit kecker Frechheit und grossem Respekt vor allem Lebendigen von seiner vielschichtigen kindlichen Welt, von der Arbeitswelt des Vaters, von Mutter, Tanten, Cousinen und deren wunderlichem Gebaren erzählen. In seinen Büchern «Der Maler auf seinem Drehstuhl» und «Der alte Maler» schreibt er in Form von Tagebuchnotizen über sein Ringen, seine inneren Bilder und Vorstellungen auf die Leinwand zu bringen, auch über seine Bezüge als Künstler zur Gesellschaft, zur Familie und zu den zeitgenössischen Kunst- und Kulturbetrieben. Er gibt tiefe Einblicke in sein lebenslanges Streben nach dem vollkommenen Ausdruck in seinen Bildern, Einblicke in seine Neugier, in sein immer wieder Neues-lernen-Wollen als überzeugter Autodidakt und Einblicke in sein Dasein als Künstler in einer zunehmend verrückten Welt
– kurz gesagt, in sein gesamtes Künstlerleben.
Christoph Nikolaus Januar 2020
Weitere Informationen auf seiner Homepage http://www.martinziegelmueller.ch/