Kreuz-Chronik
1260 Das Kyburger Urbar (Besitzrechts-Verzeichnis) belegt eine Taverne für Herzogenbuchsee; es besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass es sich um diejenige des Klosters St. Peter/Schwarzwald handelt, deren Logo das Kreuz ist
1468 Erwähnung einer Gastwirtschaft am Platz des heutigen „Kreuz“
1559 Ein Berner Wappen, wahrscheinlich im Gerichtssaal, ziert das «Kreuz», das auch regionaler Gerichtsort ist
1654 Auf dem Schlachtplan-Bild zum Bauernkrieg 1653 von Johann Willading ist das „Kreuz“ mit Strohdach oberhalb der heutigen «Sonne» gut erkennbar abgebildet
1787 Das „Kreuz“ entsteht in seiner heutigen Form am alten Ort als Neubau mit steinerner Fassade samt Waschhaus und oben angehängter Scheune durch Johann Jacob Scheidegger
1820 Das Stöckli im hinteren Teil des Gartens wird als Riegbau erstellt
1890/1891 Der Frauenverein kauft im Oktober 1890 das „Kreuz“ für 45‘000 Franken mithilfe von Amelie Moser und eröffnet am 1. Juli 1891 das erste alkoholfreie Gast- und Gemeindehaus der Schweiz; die vorgesehenen Funktionen: Arbeiterheim, Herberge, alkoholfreies Gasthaus, Kosthaus für Alleinstehende, Volksküche mit Kochkursen, Internat/Haushaltungsschule, Kurslokal, Bibliothek, Krankenmobilienmagazin, Altersheim
1894 Einrichtung eines öffentlichen Volksbades (bevor das Dorf eine Wasserversorgung bekam)
1898 Eröffnung des Kinderheims im „Kreuz“ mit vorerst vier Kindern; später nimmt das „Kreuz“ auch Tageskinder auf; Anstellung einer Gemeindekrankenschwester, die privat, wahrscheinlich durch Amelie Moser, finanziert wird
1902 Das „Kreuz“ bietet als Pilotbetrieb Primarschülerinnen Hauswirtschaftsunterricht an; 1904 wird er als Obligatorium in die Primarschule integriert
1904/1911 Beherbergung der je rund drei Dutzend Kellnerinnen der beiden Schützenfeste
1914 Soldaten ziehen ins „Kreuz“; das Lesezimmer wird Soldatenstube; im Krieg werden Gratis-Kochkurse für Arbeiterfrauen angeboten, 1916 auch Gratis-Flickkurse
1915 Der obere „Kreuz“-Teil wird von Hector Egger anstelle der bisherigen baufälligen Scheune im Heimatstil mit Jugendstilelementen errichtet und eröffnet; Grund ist der Platzbedarf für die boomenden Kurse und die Haushaltschule; neben der Gasthausküche gibt es nun auch noch eine Schulküche; im Bildungsangebot findet sich ein Kurs zum Bau von Kochkisten
1922 Das „Kreuz“ bietet Fortbildungskurse für Erwachsene in Handarbeit und Kochen an
1923 In einem der kulturell aktivsten Jahre werden im „Kreuz“ 28 „Obesitze“ abgehalten, praktisch jede zweite Woche einer
1925 Die Gaststube wird umfassend renoviert; das Internat erweitert sein Fächer-Angebot um Buchhaltung, Turnen und Säuglingspflege; Amelie Moser-Moser (*1839), die treibende Kraft hinter dem „Kreuz“ und dessen finanzieller Anker stirbt; ihre Tochter Amy übernimmt die Rolle der zentralen Initiatorin
1928 Das «Kreuz» wird an der ersten nationalen Frauenausstellung SAFFA in Bern als Pioniereinrichtung prominent gewürdigt; Helene Roth (1887 bis 1966) aus Wangen dokumentiert auf künstlerische Weise die Aktivitäten des «Kreuz» in etwa anderthalb Dutzend Bildern
1929 Der Frauenverein gliedert die Infrastruktur des „Kreuz“ in eine eigenständige Stiftung aus
1935 Für ein Dutzend arbeitslose Frauen schafft das „Kreuz“ Verdienst mit Stick- und Näharbeiten, die gemeinsam verkauft werden
1936 „Das „Kreuz“ bietet einen Kochkurs für Buben und Männer an
1937 Die Jugendherberge im Estrich wird mit 14 Betten eröffnet; die von der Gemeinde finanzierte Familienfürsorge wird im „Kreuz“ stationiert; der Lesesaal wird (wieder) für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht; das Kinderheim muss wegen anhaltend grosser Defizite geschlossen werden
1939 Während des Krieges dient das „Kreuz“ als Soldatenunterkunft und verpflegt täglich bis zu 400 Wehrmänner; in der Jugendherberge logieren 120 Mann im Strohlager; polnische Internierte und deutsche sowie italienische Flüchtlinge wohnen im Krieg zeitweise im „Kreuz“
1948 In der bisher wichtigsten Kunst-Ausstellung zeigt das „Kreuz“ die Blumenbilder von Hedwig Krebs, der Schwester von Maria Waser-Krebs; die Heimpflege (heute: Spitex) wird eingeführt
1957 Die Internatsschule muss mangels Nachfrage geschlossen werden
1958 Amy Moser (* 1868), der gute Geist hinter dem „Kreuz“ und rundum „Dorfmutter“ genannt, stirbt
1959 Im Garten entsteht in Eigenarbeit der Pfadfinderinnen und Pfadfinder das Chalet; ein Teil der Jugendherberge zieht dort ein; die Restaurant-Küche wird umgebaut
1960 Das Ortsmuseum wird im ersten Stock („Museumszimmer“) des „Kreuz“ untergebracht (bis 1984) und zeigt unter anderem Funde vom römischen Kirchhügel und Neolithikum-Trouvaillen vom Burgäschisee; die Bücherausleihe wird aufgehoben
1962 Der „Kreuz“-Keller wird unter dem Namen „Kibbuz“ für die Junge Kirche benutzbar gemacht; Einführung von Elternschulungskursen
1968 Die „Altersstubeten“ werden gegründet
1969 Renovation des Konzertsaales und der Gaststube; ein Teil des Gartens weicht Parkplätzen
1985 Fassaden- und Dachrenovation im Umfang von 600‘000 Franken; die Stiftung verkauft das „Moserhaus“ an der Bernstrasse (heute Bibliothek); das Restaurant hat in den späten Siebzigern unter Rolf Lehmann seinen gastronomischen Höhepunkt erreicht und wirft Gewinn ab
1992 Erneuerung von Restaurant und Küche
2002 Das „Kreuz“ wirtschaftet insgesamt noch in den schwarzen Zahlen, hat aber beträchtlichen Renovationsbedarf hinausgeschoben; die Gemeinde lehnt eine finanzielle Unterstützung für die Infrastruktur ab
2003 Stiftung und Frauenverein lancieren eine Volksinitiative mit 565 Unterschriften, gemäss welcher die Gemeinde die Renovation des „Kreuz“ bis 2012 mit 900‘000 Franken unterstützen müsste; die Initiative wird fünf Monate nach dem Zustandekommen zurückgezogen
2003 Die BEKB erklärt das „Kreuz“ für überschuldet, indem dessen Wert von bisher über einer Million auf 600‘000 Franken reduziert wird; ein aussergerichtlicher Nachlass mit den Banken kommt zustande; die Stiftung verkauft das „Kreuz“ mit Zustimmung des Frauenvereins 2004 für 600‘000 Franken an die Gemeinde und löst sich auf
2013 Die Gemeinde legt einen umfassenden Sanierungsplan über knapp 8.2 Millionen Franken vor; er wird an der Gemeindeversammlung als zu teuer und zu konzeptlos abgelehnt
2015 Die Kulturgruppe «altes schlachthaus» interessiert sich für das «Kreuz»; ihr Konzept findet an der Gemeindeversammlung Zustimmung; die Gemeinde verschenkt das «Kreuz» mit einer «Morgengabe» von zwei Millionen Franken an die neue «Kreuz Herzogenbuchsee Holding AG»
2017 Das «Kreuz» wird mit ähnlichen Funktionen wie 2003 im September nach zweijährigem Umbau im Umfang von rund 5.8 Millionen Franken wiedereröffnet
Hans Kaspar Schiesser