Biberland Herzogenbuchsee
Biber waren in Mitteleuropa über viele Jahre ausgestorben. Sie wurden wegen ihres sehr weichen und dichten Fells gejagt. Das von ihren Duftdrüsen abgesonderte Sekret, genannt Bibergeil, spielte eine wichtige Rolle in der mittelalterlichen Medizin. Ein wesentlicher Faktor für die vollständige Dezimierung und schliessliche Ausrottung der Biber war, dass die sie hochoffiziell zu Fischen erklärt wurden. Ihr Fleisch durfte folglich mit kirchlichem Segen während der Fastenzeit genossen werden. Darüber berichtet der Jesuitenpater Charlevoix (1754):
"Bezüglich seines Schwanzes ist er ganz ein Fisch, und er ist als solcher gerichtlich erklärt durch die Medizinische Fakultät in Paris, und in Verfolg dieser Erklärung hat die Theologische Fakultät entschieden, dass das Fleisch an Fastentagen gegessen werden darf"
In neuerer Zeit wurde 1959 an der Versoix in Genf der erste Biberbau in der Schweiz entdeckt. Nach mehreren, teilweise misslungenen Versuchen, die Biber flächendeckend anzusiedeln, gibt es heute in der Schweiz eine geschätzte Population von nahezu 2000 Tieren.
Ausgehend von der Aare, über die Önz und ihre Zuflüsse haben die Biber inzwischen auch das Gemeindegebiet von Herzogenbuchsee erreicht. Biberbauten können im Naturschutzgebiet Önztäli sowie im Bereich zwischen Buchsifeld, Weissenreid und Forst beobachtet werden werden.
Biber sind wahrlich amphibische Wesen. Ihr Leben spielt sich in einem Mosaik unterschiedlichster Lebensräume mit gewundenen Wasserläufen, Tümpeln, Sumpfwiesen, Auenwäldern, Steilwänden, Grundwasseraufstössen sowie Schotter- und Kiesbänken ab. Durch Regulierung der Wasserstände mit Hilfe von Dämmen und Höhlen gestalten sie aktiv ihren Lebensraum. Sie verwenden für ihre Bauten, neben Schlamm und Steinen Holz von Bäumen und Büschen, die sie mit ihren kräftigen Schneidezähnen fällen. Die so gestaltete Landschaft wird belebt durch eine sehr reichhaltige Flora und Fauna. Nebenbei trägt das gestaute Wasser zur Stabilisierung des Grundwasserspiegels bei. Bei extremen Niederschlägen bremsen die Biberbauten den Abfluss der Wassermassen und tragen so indirekt zum Hochwasserschutz bei.
Biber leben in so genannten Biberburgen. Diese bestehen aus einem grossen Haufen von Ästen, Zweigen, Steinen und Schlamm. Ein Hohlraum im Inneren dient der Familie als Wohnung. Der Eingang befindet sich stets unter Wasser. Biber sind nachtaktiv. Mit Geduld und etwas Glück können sie in der Dämmerung gut beobachtet werden. Wenn sie schwimmen, sieht man nur die Nase und die Augen – der Rest ist unter Wasser. So sind sie optimal geschützt und getarnt.
Siehe auch: Wanderung zu den Buchsi Bibern
Weitere Informationen: Hallo Biber!
Ein Projekt von:
Christoph Nikolaus