1581 |
Die Berner Regierung stimmt dem Projekt von Säckelmeister Ulrich Megger und Venner Gasser zu, in Herzogenbuchsee ein Kornhaus zu bauen. Es soll „by des Predicanten Hus“ (heute Gemeindehaus) errichtet werden. |
1582/1583 |
Aus Rechnungen für Landführungen kann geschlossen werden, dass das Kornhaus Herzogenbuchsee um 1583 baulich vollendet ist. Es umfasst nach Plänen von Ueli Jordan und den Zimmerleuten Ueli und Peter Suri sechs Achsen, etwa 60 Prozent der heutigen Länge. Es ist eines der ältesten erhaltenen Kornhäuser Berns. Das deutlich kleinere von Aarwangen entstand 1616, Wiedlisbach (1693), Bern (1715) oder Burgdorf (1770) folgten noch später. |
1616 |
Die beiden Stuben, für den Vogt in Wangen eingerichtet, werden aufgegeben, das Dachgeschoss mit Brettern verkleidet und ebenfalls als Speicher benutzt. |
1618/1648 |
Im Dreissigjährigen Krieg wird auch im Kanton Bern gelegentlich das Getreide rationiert. Im Notjahr 1641 erhalten die Armen verbilligtes Getreide aus dem Kornhaus Herzogenbuchsee. |
1653 |
Im letzten Bauernkriegsgefecht, bei dem in Herzogenbuchsee zahlreiche Häuser abbrannten und „Bauernschlächter“ Sigmund von Erlach aufgrund leichtsinniger Überheblichkeit fast vom Pferd geschossen wurde, verschanzt sich eine Gruppe aufständischer Bauern im Kornhaus. Sie wird am Ende des Gefechts gefangen genommen. |
1687 |
Nach einem erneuten schweren Befall des Korns durch Getreidekäfer („Guegen“) wird der noch unverdorbene Teil der Vorräte. Knapp ein Drittel oder etwa 40 Kubikmeter werden in das speziell dafür umgebaute Beinhaus gebracht. In den Jahren darauf wird das Kornhaus erneuert und besser gegen Käferbefall gesichert. |
1729 |
Die Vennerkammer, ein kantonales Finanzkontrollorgan aus Venner und Säckelmeister, plant infolge Platzmangels in Herzogenbuchsee ein zusätzliches Kornhaus, das die Regierung aber ablehnt. Sie schlägt stattdessen eine Vergrösserung des bestehenden Kornhauses vor. |
1758/1759 |
Das Kornhaus wird gemäss dem Regierungsvorschlag von 1729 Richtung Wangen um vier Achsen, d.h. zwölf Meter verlängert, erhält ein steinernes Treppenhaus und erhöhte Lüftungsöffnungen (heute Fenster). Im Kornhaus liegen oft fünf Jahrgänge Dinkel, Roggen und Hafer. Damit sollte in Notzeiten auch das Oberland versorgt werden. |
1762 |
Ein Grossbrand, ausgehend durch Blitzschlag in die „Sonne“, setzt den Dachschild und einige Fellläden des Kornhauses in Brand, das von den Thöriger Feuerwehrleuten Peter Jenzer und Ulrich Christen vor einer Katastrophe bewahrt wird. Das Kornhaus bekommt in der Folge eine eigene Feuerspritze und vier Feuerleitern. Die unmittelbar neben dem Kornhaus gelegene Schmiede wird aus Feuerschutzgründen versetzt. Die Helmstangen auf dem Dach werden durch Blitzschutzkugeln ausgetauscht. Die umliegenden Häuser erhalten Subventionen, um ihre Stroh- durch Ziegeldächer zu ersetzen. |
1802 |
Der in Wangen wohnhafte Kornhausverwalter will im Stecklikrieg, einem kurzen Bürgerkrieg zwischen verarmten Landbewohnern und der französisch und modern ausgerichteten helvetischen Regierung, im Kornhaus ein Lazarett einrichten. Das untersagt die Regierung. Der Stecklikrieg (benannt nach den „Steckli“, mit denen er – deutlich untertrieben – ausgefochten wurde) spielt sich in der Folge vor allem vor der Stadt Bern und an der französischen Sprachgrenze ab. |
1813 |
Ein Projekt der Regierung scheitert, im Kornhaus unter anderem einen Polizeiposten einzubauen. |
1844 |
Erster Versuch des Handelshauses Moser in Herzogenbuchsee, das Kornhaus – für 6’000 Pfund (alte Franken) – zu kaufen. Das Gebäude ist gemäss Regierung 10’000 Pfund wert. |
1865 |
Samuel Friedrich und Gottlieb Moser ersteigern das Kornhaus, das sie vorher schon gemietet haben, für knapp 21’500 Franken. |
1939 |
Die Südfassade des Kornhauses Richtung Gemeindehaus wird renoviert. |
1948 |
Die Gemeinde Herzogenbuchsee kauft das Kornhaus mit finanzieller Unterstützung des Heimatschutzes. Die Gemeindebetriebe richten Werkstätten und Lager ein. |
1983 |
Fassade, Türen, Fenster und Dach des Kornhauses werden erneuert und ein Lift eingebaut. Die oberen Stockwerke samt Dachgeschoss dienen jetzt dem Gemeinde- und Kirchenarchiv und der neugeschaffenen Gemeindebibliothek. |
2007/2008 |
Das Elektrizitätswerk 2007 räumt das Erdgeschoss des Kornhauses. Bis 2008 wird unter Wiederherstellung verschiedener historischer Teile im Erdgeschoss ein Saal eingerichtet. Im ersten Stock, unterhalb der Bibliothek, befinden sich nun Büros der Sozialdienste, während das Dachgeschoss Ausstellungsraum bleibt. Das Kornhaus ist mit gut 425 Jahren das älteste erhaltene Gebäude des Dorfes. |
2016 |
Die Bibliothek muss das Kornhaus verlassen und zieht an den Rössliplatz. |