Willkommen im Kulturland Herzogenbuchsee
Was bietet ein scheinbar durchschnittliches Dorf mitten im Mittelland, das schon die Römer besiedelt haben?
Eine spannende Mischung aus Industriebauten, behäbigen Berner Bauernhäusern und einer rekordverdächtigen Zahl von Silos? Die wohl in der ganzen Schweiz spannendste Palette emanzipierter Frauen am Ende des 19. Jahrhunderts? Eine Reihe streitbarer Politiker/Schriftsteller, von Gotthelf bis zu Ueli Dürrenmatt? Ein Kulturprogramm, das viele 12‘000-Einwohner-Städte nicht haben? Eine Naherholungsumgebung mit Toteis-Seen, idyllischen Emmentalhügeln und steilen Jura-Anstiegen samt Aussicht?
Alles das bietet das Dorf und mehr. Im Detail stellen wir es Euch auf den folgenden Seiten vor. Grad anschliessend unten die aktuellen neuen Hits:
Heidi Bircher und Kurt Baumann in der alten Giesserei
Die alte Giesserei in Riedtwil ist am zweiten Februar-Wochenende zu neuem Leben erwacht. Nach der Sanierung des Hauptgebäudes ist der hohe ehemalige Giesserei-Raum in einen Ausstellungsraum verwandelt worden und hat am 10. Februar sozusagen seine Feuertaufe erlebt. Zur Vernissage der Werke von Heidi Bircher (Herzogenbuchsee) und Kurt Baumann (Aarwangen) kamen über 150 Personen. Der Event fand im Rahmen des Oberaargauer Kunstmonats statt.
Bircher zeigt an der Ausstellung, die bis zum 16. März läuft und immer samstags/sonntags zwischen 11 und 17 Uhr geöffnet ist, grossformatige Kohlezeichnungen, Bronze-Skulpturen und Kombi-Werke zum Beispiel mit Gobelin. Die Bilder stellen Beziehungen dar, aber zu sehen sind auch freche Portraits von lässig rauchenden Frauen oder farbige Flächen, bei denen bei genauem Hinsehen verborgene Figuren entdeckt werden können.
Für Kurt Baumanns grosse Installationen ist der Giesserei-Raum perfekt geeignet, gibt es doch genügend Platz, um die blinkenden oder von innen beleuchteten Türme aus Holzhobeln,
leeren Garnspindeln, alten Diarundmagazinen oder Videokassetten-Spulen von allen Seiten zu bestaunen. Alte Spargel-Holzkistchen hat Baumann listig in einen kleinen Riedtwil-Triumpfbogen verwandelt.
Neben dem grossen Hauptraum stehen für ausstellende KünstlerInnen auch zwei kleinere Nebenräume sowie der Aussenraum zur Verfügung. Die Giesserei am Mutzbach beherbergt ausserdem Ateliers und den Buchverlag für Kultur und Heimat von Daniel Gaberell. Von Riedtwil her ist die Giesserei in wenigen Fussminuten zu erreichen.
Februar 2024 hks
Neues Buch zur Meisterin der Stile
Annemarie-Bösiger-Ausstellung in der Bibliothek
Die Annemarie-Bösiger-Ausstellung in der Bibliothek war ein voller Erfolg. Mehr als 40 Werke der Malerin haben ihren Weg zu LiebhaberInnen gefunden haben. Und es gibt neu ein Buch zum Leben der Künstlerin.
Erstaunlicherweise waren es vor allem Bösigers Werke im Kubismus-Stil, die an der Ausstellung, die am 20. Januar 2024 endete, Kunstfreundinnen und Kunstfreunde fanden. Dabei war Bösiger keineswegs auf einen einzigen Stil festgelegt, sondern zeichnete sich gerade durch Meisterschaft in vielen Stilen aus, darunter auch Symbolismus und «lyrische Abstraktion», wie sie ihren am Schluss wichtigsten Stil selbst nannte.
Annemarie Bösiger, die 2019 im Alter von 91 Jahren gestorben war, konnte die Ausstellung nicht mehr erleben. Für die Gemeinde war die von Regula Wirth kuratierte Bilder-Schau ein kultureller und kommerzieller Erfolg. Denn die Gemeinde ist Besitzerin des Bösiger-Nachlasses. Von den ausgestellten gut 50 grösseren Werken wurden 22 verkauft, mit zusätzlich etwa 20 Grafiken. Die VeranstalterInnen können damit den Beitrag, den die Kulturkommission an die Kosten der Ausstellung geleistet hat, mehr als verdoppelt zurückgeben.
Dabei hätte der Ausstellungsort für die Bilder der Malerin, die an der Wangenstrasse am Ort der heutigen UBS-Filiale aufwuchs, nicht symbolträchtiger sein können. Denn der Gebäudeteil der heutigen Bibliothek samt UG gehörte ab 1930, zwei Jahre nach Annemaries Geburt, ihren Eltern, die dort ein Konfektionsgeschäft betrieben.
Annemarie Bösiger ist so mit der Retrospektiv-Ausstellung vollends wieder an ihre Wurzeln zurückgekehrt.
Pünktlich zur Ausstellung hat «Kulturland» auch ein 84-seitiges Fotobuch zu Annemarie Bösiger produziert. Zusätzlich zu zahlreichen Abbildungen ihrer Gemälde und Grafiken enthält es viele Fotos aus ihrem Leben, natürlich von Herzogenbuchsee in den vierziger Jahren, aber auch von den Schottland-, Holland- und Pariser Jahren. Ausserdem sind eine ausführliche Biografie und ein Interview mit Helena Zweiacker und Andreas Binz im grossformatigen Werk zu finden. Das Print-on-demand-Buch ist für (geringfügig von «Kulturland» subventionierten) 100 Franken erhältlich via Mail r.wirth@besonet.ch. Es ist in der Bibliothek Herzogenbuchsee und in der Nationalbibliothek in Bern auch ausleihbar.
Februar 2024 hks